Kaizen
Begriffserklärung und Beschreibung
Kaizen kommt aus dem japanischen, und lässt sich in etwa mit dem Satz „der Weg zum besseren“ übersetzen. Als ein Element des Toyota Produktionssystems ist Kaizen ebenfalls Bestandteil der Leanmanufacturing Methoden. Die Werkzeuge und Methoden, die beim Kaizen zum Einsatz kommen (dazu später etwas mehr) haben das Ziel, Verschwendungen zu eliminieren. Solche Verschwendungen sind:
- Transporte
- Lagerungen, (insbesondere Zwischen Läger)
- unnötige Bewegungen
- unproduktive Abläufe sowie
- Nacharbeiten und Ausschuss
Kaizen Methoden
Um die oben genannten Verschwendungen systematisch zu identifizieren, wird ein Prozess sorgfältig analysiert. Im Rahmen eines Workshops kommen die folgenden Methoden zum Einsatz:
- Muda Walk
- Bewegungs – Diagramm (Spaghetti Diagramm)
- Pareto Diagramm
- Ishikawa oder Ursache Wirkungs Diagramm sowie
- Zeitaufnahmen
Datenerhebung
Entscheidend ist, dass die Datenerhebung vor Ort stattfindet. Alle Beteiligten ergreifen die Möglichkeit, den Prozess selbst in Augenschein zu nehmen. Schließlich geht es darum, die reale Situation zu erfassen. Die Erfassung der Daten erfolgt idealerweise so, dass diese als messbare Größen vorliegen. Diese sind:
Prozessrelevante Zeiten:
Bearbeitungszeiten
Handlings Zeiten
Liegezeiten
Stückzahlen:
im Lager
zwischen oder direkt an den Maschinen
Wege:
der Mitarbeiter
des Materials
der Transportfahrzeuge
Anzahl von Mitarbeitern:
direkt am Prozess beteiligt
indirekt am Prozess beteiligt
Qualitätszahlen:
Nacharbeit
Ausschuss
Fähigkeitsindizes
Prozesskennzahlen:
OEE
Verfügbarkeit
Darüber hinaus sind viele weitere Daten denkbar. Warum ist es wichtig, sich auf messbare und zählbare Größen konzentrieren?
Diese vereinfachen erheblich das Vergleichen des vorgefundenen Zustands mit dem verbesserten Zustand. Ein Vergleich anhand subjektiver Beschreibungen ist nicht so einfach möglich. Schlimmstenfalls schmälert sich der Erfolg des beteiligten Teams, da die erarbeitete Einsparung oder Verbesserung nicht sichtbar wird.
Lösungsfindung
Die Ist-Zustandsermittlung schließt mit dem Entwickeln für Verbesserungsmaßnahmen für die identifizierten Probleme ab. Dabei geht es darum, als erstes Ideen für mögliche Lösungen zu entwickeln.
In nächsten Schritt werden die Ideen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit, Kosten, Umsetzungszeiten sowie mögliche weitere Aufwendungen überprüft. Dieses gehört nicht mehr zum Brainstorming. Zielstellung beim Kaizen ist es, mit möglichst wenig Aufwendungen einen maximalen Nutzen zu erzielen. Dementsprechend erhalten die Vorschläge Priorität für ihre Umsetzung, die diesem Kriterium genügen. Das bedeutet für Vorschläge, die dieses Kriterium nicht erfüllen, dass diese nicht im Rahmen eines Kaizen Workshops zur Umsetzung kommen. Aufgrund ihrer möglicherweise längeren Umsetzungszeit oder höheren Realisierungskosten werden diese üblicherweise als Investitionsvorhaben zu einem späteren Zeitpunkt realisiert.
Der PDCA Zyklus
Typisch für Kreativitätstechniken ist das Generieren sehr vieler Vorschläge. Im weiteren Verlauf erfolgt das Prüfen auf ihre Umsetzbarkeit. Das Planen und Umsetzen der Maßnahmen erfolgt mithilfe der PDCA Methode. Hinter dieser stehen die folgenden Schritte.
- Plan: Plane die Maßnahme oder die Aufgabe.
- Do: Sicher die Funktionsfähigkeit der angedachten Lösung ab. (Simulation, Testlauf, Starten eines Pilot Projekts innerhalb eines geschützten Bereichs).
- Check: Überprüfen, ob die Lösungen den erwarteten Erfolg erbringen. An dieser Stelle zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig es ist, mit den bereits angesprochenen messbaren Größen zu arbeiten.
- Act: Übertragen der nachgewiesenen funktionsfähigen Lösung auf den Gesamtbereich. Diese Lösung ist nun der Standard und damit der Ausgangspunkt für mögliche weitere Verbesserungen.
Durchführung eines Kaizen Workshops
Je nach Umfang dauert ein Workshop zwischen zwei und fünf Tagen. Die Teamgröße kann zwischen fünf oder zehn Personen liegen. Aufgrund der Ressourcen ist es zwingend erforderlich, einen Kaizen Workshop solide zu planen. Dieses schließt seine Genehmigung mit ein.
Kennzahlen
Kaizen beeinflusst die folgenden Kennzahlen:
- Produktivität
- Ausfallzeiten
- Ausschuss und Nacharbeit
- Unfallrate
- OEE
Damit wird auch deutlich, dass Kaizen nicht für alle Problem Aspekte gleichermaßen geeignet ist. Die Stärke dieser Verbesserungsmethode liegt in ihrer Schnelligkeit von der Durchführung und dem Umsetzen der Maßnahmen.
Beispiele in der Produktion
Die folgenden Beobachtungen empfehlen die Durchführung eines Kaizen Workshops:
- Bei einem nicht stabilen Prozess lassen sich weder Qualität noch die e geforderten Mengen nicht planen
- Flurförderfahrzeuge tätigen häufig Leerfahrten
- Mitarbeiter und Anlagen warten auf Material
- Maschinenbediener haben, um ihre Tätigkeiten auszuführen, lange Wege zurück zu legen oder führen zusätzlich nicht produktive Tätigkeiten aus
- Zu hohe Nacharbeits- und Ausschussraten
Beispiele in der Administration
- Die Erledigung einer Aufgabe erfordert den Einsatz vom mehr Mitarbeitern als notwendig
- Vorgänge oder Workflows laufen nicht ohne Unterbrechungen ab
- Die Qualität der zu leistenden Vorarbeit, um einen Prozessschritt abzuschließen, bleibt hinter den Vorgaben zurück. Auch hier gilt: keine Fehler machen, keine Fehler annehmen, keine Fehler weitergeben. Es ist wichtig, auch im innerbetrieblichen Zusammenspiel ein Verhältnis wie zwischen Lieferant und Kunden aufzubauen
- Doppelte Buchhaltung
- Durchführen von Nachbesserungen und Korrekturen an bereits fertiggemeldeten Dokumenten oder Unterlagen
Auch in administrativen Prozessen lassen sich mithilfe von Kaizentypischen Messungen und Aufzeichnungen Verschwendungen beschreiben und Optimierungen realisieren. Laufen geschäftsrelevante Prozesse (Aufwandsermittlung, Kalkulationen oder Rechnungen) aus dem Ruder, besteht dringender Handlungsbedarf.
Ich freue mich auf Deine Anregungen, Impulse oder Fragen zum Thema Prozessoptimierung. Bitte schreibe diese in die Kommentare oder nutze das Kontaktformular.
Fortsetzung folgt…